Frohes Treiben beim ersten Nachkriegsschützenfest
Elf Jahre hatte es kein Bauernschützenfest mehr gegeben. Doch nun lebte das alte Brauchtum der Rhedaer Bauern wieder in altem Glanz und mit den gewohnten lebhaften Bildern auf. Das Fest wurde zu einem vollen Erfolg. Am Freitagabend begann es schüchtern, aber wohlgemut. Es galt, für den Schmuck von Höfen, Festplatz, Zelten und Thron zu sorgen. Nach vollbrachtem Werk fand man sich bei fröhlicher Musik zu einem Tänzchen ein, während das Rhedaer Tambourcorps das Fest ,,einpfiff und -trommelte“. Der Hauptfesttag war der Sonnabend. Der alte König, Amtsbürgermeister Kappel, und die Königin, Frau Nieländer, verließen mit Gefolge in vier festlich geschmückten Kutschen – von stolzen Rossen gezogen – den Hof in der ,,Emsbauer“ und wurden auf dem geschmückten Hof Meloh an der Pixeler Straße lebhaft begrüßt. Hier standen die Schützen mit Trommler-Corps und die Musikkapelle bereits in Erwartung des großen Umzugs, der sich zum Festplatz bewegte. Als die Musik den Pohlmanns Hof erreichte, wurde sie von zahlreichen Festteilnehmern begrüßt. Von der Bühne sprach Schützenoberst Bühlmeyer davon, daß man sich freute, nach elf Jahren wieder feiern zu dürfen. Im Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege erklang das Kameradenlied. Stadt- und Amtsdirektor Roeßler weihte den Wimpel der neubenannten St. Clemens-Schützenbruderschaft und heftete ihn an die alte, 1887 gestiftete Fahne. Er führte u.a. aus, daß er sich freue, das erstemal Gelegenheit zu haben, vor den Rhedaer Bauern zu sprechen. Oberst Bühlmeyer hätte die besondere Aufgabe, einen alten Brauch wieder aufleben zu lassen. Nach der Übergabe eines neuen silbernen Wanderpokals an die Schützenjugend traten schon bald die Schützen in die Schießhalle, um die neue Königswürde auszuschießen. Als dann bekannt wurde, daß sich der Landwirt Karl Meise die neue Königswürde erworben und die ,,schöne Müllerin von Rheda“, Agnes Liemke, zu seiner Königin erwählt hatte, da setzte ein großes Raunen ein. Nach altem Brauch erfolgte dann die feierliche Inthronisation Auch der Sonntagnachmittag gestaltete sich bei noch größerem Besuch mit Umzug, Thronauffahrt, Preisschießen und dem Fest der Kinder zu einem schönen Festtag. In den Folgejahren erblühte der Bauernschützenverein wieder zu einem starken und in der volkstümlichen Tradition verwurzelten Verein. Dieses ist vor allem auch ein Verdienst des Vorsitzenden Clemens Bühlmeyer. Zur Würdigung seiner Arbeit für den Schützenverein der Landgemeinde Rheda wurde er am 11.8.1957 zum Generaloberst befördert.
1959 – Die alte Vereinsfahne ging in Flammen auf
Es war im Jahre 1959 nach einer Feierstunde am Ehrenmal im Fichtenbusch anläßlich des Volkstrauertages. Man kehrte im Vereinslokal Nigges ein. Die Fahne wurde von dem Fahnenoffizier Arnold Maas, Nachfolger des bekannten Fahnenträgers Konrad Busch, in einer Ecke abgestellt, wobei er die kleine Gasflamme des Zigarrenanzünders wohl übersehen haben mußte. Nach kurzer Zeit stand die Fahne in in hellen Flammen. Arnold Maas versuchte, die Fahne noch zu retten. Doch es war schon zu spät. Die Fahne verschmor so unansehnlich, daß ein neues Tuch angefertigt werden mußte, das der alten Fahne nachgebildet ist. Die neue Fahne am alten, nun 100 jährigen Schaft, wurde 1960 geweiht.
Auszeichnungen und Beförderungen
Konrad Mersch konnte 1962 ein dreifaches Jubiläum feiern. Er war seit 50 Jahren aktiver Schütze und seit 40 Jahren Feldwebel und Schwiemelführer. Man nannte ihn auch liebevoll den ,,Chef der Bühlmeyerschen Polizei“. Diese sorgte im wahrsten Sinne stets für Ruhe und Ordnung beim Fest.
von links nach rechts: Johannes Pollchristoph, Bernhard Nordgerling, Bernhard Ossenbrink, Bernhard Mersch, Werner Salm, Fritz Golthaus, Franz Gerleorn, Kasper Brand, Stefan Gage, Konrad Landwehr, Gruppenführer Konrad Mersch
Die Batailionsmutter
Das Engagement der Familie Pohlmann für die Bauernschützen war stets von vorbildlichem Schützengeist geprägt. Diese Tradition übertrug sich von dem Senior Ernst Pohlmann, heute noch als Platzkommandant bekannt, auf dessen Sohn Hans und Schwiegertochter Anni, die schon oft als ,,rettender Engel“ in letzter Minute weiterhalf. Wie oft schon mußte sie kurz vor dem Abmarsch noch schnell einen Knopf annähen – und wer zählt die Schützen, die bei ihr einen guten Rat erbaten ? Nicht vergessen werden soll auch ihr guter Aufgesetzter, der schon so manch frohe Stimmung herbeizauberte. Bereits 1962 wurde sie beim 75. Stiftungsfest durch Clemens Bühlmeyer zur Nachfolgerin der damaligen Bataillonsmutter Martha Singenstroth ernannt. Sie steht sicherlich den Schützen noch lange zur Seite.
von links: Frau Löffelmann, Anni Pohlmann, Clemens Bühlmeyer