1938 – Ein alter Beschluss kann endlich verwirklicht werden
Die Bauernschützen erhalten einen festen Schießstand.
Verdient um die Zukunft des Schützenvereins machten sich die Pohlmanns, als sie 1937 ein Grundstück für den Bau eines Schießstandes zur Verfügung stellten. Nun sollten die Jahre der Improvisation bald der Vergangenheit angehören. Im Frühjahr 1938 beschloß der Vorstand, zusammen mit dem befreundeten Eisenbahnerverein Rheda einen Kleinkaliberstand zu errichten. 2000 Mark waren dafür erforderlich – davon wurden 1000 Mark mit Krediten finanziert, für die Vorstandsmitglieder die Bürgschaft übernahmen. Für die Blenden und Hochblenden wurden die von den Eisenbahnern gestifteten Bahnschwellen verwendet. Die Bauleitung hatte Karl Eickholt und die Ausführung der erforderlichen Baumaßnahmen übernahm Ferdinand Merschmann. Bereits am 26. Juni 1938 konnte der Schießstand eingeweiht werden und der erste Schuß abgegeben werden. Mit der Organisation des Schießsports im Verein wurden Karl Eickholt und Konrad Koch betraut. Erster Schießwart war Karl Wagemann.
Die dunkle Zeit der Nazidiktatur ging auch an den Bauernschützen nicht vorbei
Ende der 30er Jahre wurde von der Reichsregierung das gesamte Schützenwesen neu organisiert. Es sollte dem Aufbau des Vaterlandes und seiner Wehrhaftigkeit dienen. In jedem Verein mußte eine Schießriege gebildet werden. Wert wurde jetzt besonders auf Schießleistungen gelegt. Auch sollten die Schützenvereine jetzt auf das engste mit den Ortsgruppenleitern der NSDAP zusammenarbeiten. Die Schatten des nahen Eroberungskrieges wurden immer größer und zogen alles Leben in seinen Bann. Nach dem 39er Schützenfest kam schon vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges die Arbeit des Schützenvereins der Landgemeinde Rheda zeitweise zum Erliegen. Zwar wurde noch zu einer Generalversammlung am 8. Juni 1939 eingeladen, doch sie wurde dann kurzfristig abgesagt. Über eine Vorstandssitzung ist in den Vereinsunterlagen dann noch einmal im Jahre 1944 die Rede. Anlaß war die Zerstörung der Dachabdeckung des Schießstandes durch Feuer. Am 8. Juni wurde beschlossen, die erforderlichen Instandsetzungsarbeiten durchzuführen. Hieran beteiligten sich insbesondere Leutnant Koch und Hauptmann Pohlmann. Unterstützung fanden sie bei den Männern der Eisenbahnkameradschaft.
1950 – Es geht weiter
Fünf Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, als die meisten der noch lebenden Soldaten aus der Gefangenschaft zurückgekehrt und die Wirren und Nöte der Nachkriegszeit überwunden waren, wagten einige Kameraden, an die Wiederbelebung des Schützenvereins der Landgemeinde Rheda zu denken. Doch viele vertraute Schützenbrüder fehlten – sie waren fern ihrer Heimat gefallen. Nach zahlreichen Vorgesprächen traf man sich dann am 8. Januar 1950. Clemens Bühlmeyer erklärte sich bereit, den Vorsitz zu übernehmen und Motor für den Wiederaufbau des Schützenvereins zu sein – wie auch schon nach dem 1. Weltkrieg. Beschlossen wurde, noch in demselben Jahr wieder ein Schützenfest zu feiern, und zwar am dritten Wochenende im August. Auch einigte man sich auf eine neue Anzugsordnung. Für die Schützen wurde ein dunkler Rock mit weißer Hose nebst Schirmmütze obligatorisch. Die Schirmmütze wurde später durch den heutigen Schützenhut ersetzt. Als neuen Namen führte der Verein die Bezeichnung: ,,St. Clemens Schützenbruderschaft der Landgemeinde Rheda“, die man bis 1965 beibehielt. Der Beitrag wurde auf 3 DM festgesetzt. Für die Kassierer galt es nun, die Beiträge einzuholen. Hierfür waren zuständig: Wilhelm Eickholt, Bernhard Nordgerling, Fritz Kappel, Heinrich Lühnstroth, Heinrich Oldemeier und Arnold Maas. Das Amt des Hauptkassierers hatte Heinrich Drenkelfort inne. Er wurde 1951 von Wilhelm Eickholt abgelöst.
Schützenfest und Erntedank
Die Verlegung des Schützenfestes auf das 3. Augustwochenende gab den Bauern Gelegenheit, ihre Ernte in Ruhe einbringen zu können. Gleichzeitig fand man zur alten Erntedank-Tradition zurück. Ein Symbol, das den ländlichen Charakter des Festes unterstreicht, ist der festlich geschmückte Erntedankwagen bei der Parade auf dem Festplatz der Erntekranz. Er ersetzt seit langem die Krone über dem Königsthron und wird im Festzug auf dem geschmückten Erntedankwagen mitgeführt. In den 50er Jahren wurde die Krone von der Marburger Landjugend auf dem Hof Leffelmann gebunden. Vor genau 20 Jahren übernahm es die Gruppe Jungwoeste, den Erntekranz zu binden und nach dem Umzug im Zelt aufzuhängen. Nicht nur die Schützen der Gruppe, sondern besonders die Frauen verstehen sich auf das sorgfältige Binden der Erntegaben. Gebunden wird der Erntekranz alljährlich auf dem Hof Dahlkemper.