Zuerst strömte der Regen, dann der Gertensaft
König Fritz I. Kappel und Königin Toni I. Sasse-Ueckmann.
Thronpaare: Anton Sasse und Maria Kappel, Clemens und Fine Bexten,
Leo Peterburs und Frl. Gertrud Garthoff, Bernhard Witte und Frl. Inge Lefelmann
König Fritz I. Kappel und Königin Toni I. Sasse-Ueckmann.
Thronpaare: Anton Sasse und Maria Kappel, Clemens und Fine Bexten, Leo Peterburs und Frl. Gertrud Garthoff, Bernhard Witte und Frl. Inge Lefelmann
Im Hauptquartier der Bauernschützen auf Pohlmanns Hof auf der Wöste herrschten am Samstag schwere Wettersorgen. Es goß und goß, es mußte umdisponiert werden, denn es gab allerorts Verzögerungen. Dennoch kann man von einm Gelingen trotz höherer Gewalt sprechen. Seit Samstag abend regiert im großen Reich des Rhedaer Landvolkes ein neues Königspaar. Mit dem 31. Schuss „erschoss“ sich um 16.45 Uhr Fritz Kappel die Königswürde, als Königin kürte er Toni Sasse-Ueckmann, Tochter des ältesten Ehrenmitgliedes Bernhard Ueckmann im Schützenverein St. Clemens der Landgemeinde Rheda.
Bei nachlassendem Regen machte sich nachmittags das Schützenbatallion auf den Weg zur Residenz des vorjährigen Königs, um Hans I. und Königin Helga I. von Westermanns Hof auf der Wöste abzuholen. Als der Schützenzug in Begleitung der Wiedenbrücker Feuerwehrkapelle mit Josef Daake, des Rhedaer Fanfarenzuges mit Bernd Pohlmann und des Trommlerkorps mit Erich Marks vor dem Fachwerkbau aufgelöst wurde, suchte das ganze „Heer“ flugs Unterkunft in Haus, Scheune und Nebenräumen, um sich trotz alle Widernissen in frohe Stimmung bringen zu lasssen.
Nicht bis zur Post
Bei anhaltend starkem Regen ging es zurück. Schwer drückte den Trägern die immer schwerer werdende Erntekrone. Man mußte natürlich Abstand davon nehmen, in Rheda „rund um die Post“ zu maschieren. Beschleunigt von dem Liede „Das Wandern ist des Mülllers Lust“, das auch der Stadtmüller begeistert mitsang, kämpfte man sich über Pfützen vorwärts. Die weißen Schützenhosen hatten schließlich Form und Farbe verloren.
Mit schmettternden Fanfaren
Die Aktiven des Vereins mit einigem Anhang, wenigen Gäste und dienstbereite Oberkellner waren gegen 17 Uhr noch die einzigen Zeltbesucher. Die schwere Erntekrone wurde über den Thron gehievt. An den Tresen standen die Schützen, schwangen in der Rechten die vollen Gläser und begleiteten jeden neuen Regenguß mit einem lauten Hallo. Diese Unentwegtheit schien St. Petrus zum Einlenken zu stimmen. Es wurde heller, es erschien als unerwarteter „Gast“ sogar die Sonne. Um 16.45 Uhr erschalten die Fanfaren. Der neue König wurde begeistert in die Zelte getragen, mußte auf der Theke stehend die erste Runde spendieren. Nun regnete es Gerstensaft in Strömen…
Orden und Beförderungen
Dann erschienen die neuen Majetäten. Der bereits für die Zelte vorgesehene Festakt konnte doch noch auf der feuchten, aber festen Wiese stattfinden. Schützengeneraloberst Clemens Bühlmeyer begrüßte die Majestäten, Schützen und Gäste herzlich. Der Redner, der noch 50 Morgen Korn regennaß auf dem Halm stehen hat, kritisierte gebührend die ungünstige „Wettermacherei“ und erwähnte, auf die neue Fahne habe man den schönsten Eichenbaum von Pohlmanns Hof gepflanzt. Von Montag an gebe es sicher schönes Wetter, und dann gehe es tüchtig an die Bergung der Ernte.
Der Oberst beförderte den abtretenden jahrzentelangen fahnetragenden Oberstleutnant Konrad Busch in den Ruhestand; er dürfe aber, so warf der wie immer launige Redner humorvoll ein, am „Thron die Pauke schlagen“. Lauter Beifall! Ein hoher Verdienstorden war der Dank für Buschs vorbildliche Treue. Befördert wurde Arnold Merschmann und Hermann Nordgerling zu Unteroffizieren, Heinrich Lühnstroth bekam den silbernen Verdienstorden. Eine Danksagung erhielt Feldwebel Mersch als Festredner. Dankend empfangen wurde der von der scheidenen Königin Helga Strenger gestiftete Gruppenpokal.
40 Jahre Kommandeur
Dann ergriff Schützenmajor August Singenstroth das Wort. Er würdigte den Umstand, daß C.Bühlmeyer dem Verein nun über 40 Jahre vorsteht und das Bataillon 40 Jahre führt. Er sei für seine hohen Veredienste vor drei Jahren zum Generaloberst befördert worden. Alle Schützen wüßten, besonders die Alten, was sie an ihrem Oberst gehabt hätten und noch haben. Er sei der Mann, der die Rhedaer Bauernschützen nicht nur im Kreise Wiedenbrück vertrete, sondern weit darüber hinaus. Singenstroth lobte Bühlmeyers sonnigen Humor und heftete ihm zu den vielen Auszeichnungen den Goldenen für 40jährige Treue an die Brust. Starker Beifall!
Fahnenweihe durch den Stadtdirektor
Die Weihe der neuen Fahne, die den ersten Ausmarsch verhüllt und wettergeschützt mitgemacht hatte, wurde entrollt und ihrem neuen Träger Arnold Maaß anvertraut. Den Weiheakt nahm Stadt- und Gemeindedirektor Höltken vor, der betonte, daß in dieser Fahne, die neben der Jahreszahl 1959 auch die Zahl 1887 enthalte, die alte vorlebe. Er wünsche, sie möge die alte Tradition und die gute Kameradschaft auch in die Zukunft führen. Dafür bürge der Spruch: “ Wo Isen liggt, un Eiken wasst, do wount auk Lüe, de dobie passt!“ Damit übergab der Stadtdirektor das schöne Schützensymbol dem Generaloberst, der sie dem neuen Fahnenträger mit dem Wunsch, er möge sie stehs behüten, warm „ans herz“ legte. Dem feierlichen Akt folgte das Deutschlandlied.
Dann schloß sich die Inthronisation des neuen Königpaares an, dem der Generaloberst ebenfalls mit viel Humor die Insignien anlegte.
Als der Königsball begann, wurden die Nordrheda-Emser und die Rhedaer, die den nassen Tag im Zimmer verbracht hatten, beim Scheine der Lampen „hellewach“ und strömten ohne Regenschirm über den Wösteweg zu den Zelten auf Pohlmanns Hof, wo es bald zünftig „rund“ ging bis in die Frühe.
Genraloberst Meier Clemens Bühlmeyer übergibt die geweihte Fahne dem neuen Fahnenträger Arnold Maas zu treuen Händen. Dazwischen im Hintergrund Stadt- und Gemeindedirektor Höltken. lks Heinrich Baumann.
Auszug aus „Die Glocke“ vom 22.August 1960
<<< zurück