Ein Westfale wie aus dem Bilderbuch.
Hans Pohlmann feiert seinen 85. Geburtstag
Drei Tage lang war Pohlmanns Hof auf der Wöste Stätte des Bauernschützenfestes. Dann wurde es wieder ruhig auf dem bäuerlichen, gepflegten Anwesen unter den mehr als 100 Jahre alten Eichen. Am heutigen Montag wird wieder gefeiert und es kommen erneut viele Gäste: Der Senior der Familie, Major des Schützenvereins der Landgemeinde Rheda, Förderer des Schützenwesens, Hans Pohlmann, feiert seinen 85. Geburtstag. Und das in beneidenswerter Gesundheit, wie auch sein schöner Garten beweist.
Hans Pohlmann wurde auf dem von seinen Vorfahren 1767 begründeten Bauernhof am 28. August 1921 geboren und blieb ihm treu. Aber er lernte auch die weite Welt kennen; ab 1941 unfreiwillig als Soldat und nach dem Krieg, meistens zusammen mit seiner Frau Anni, aus Reiselust und Wissensdurst. Bei seinem Vater und in der Landwirtschaftsschule erlernte Pohlmann den Beruf des Landwirts, um einmal den Hof übernehmen zu können. Der Krieg zerstört die friedlichen Pläne. 1941 wurde der heutige Jubilar eingezogen, nach Russland versetzt und in die 6. Armee abkommandiert, die 1943 in Stalingrad zugrunde ging. Zu jenem Zeitpunkt war Hans Pohlmann nach einer Verwundung 1942 in Russland aber bereits versetzt worden zu einer Gebirgsjägereinheit in Österreich, damals Ostmark genannt. Er kam in Afrika zum Einsatz. Als Rommels Afrikakorps im Mai 1943 kapitulierte, geriet er in englische Gefangenschaft. Er wurde nach Amerika verschifft. 1947 kehrte er in die Heimat zurück. Vorher hatte er noch 18 Monate in England ausharren müssen.
1953 heiratete Pohlmann seine Frau Anni. Drei Töchter kamen zur Welt; zwei Enkel wurden geboren. Mit Fleiß In der Landwirtschaft und Arbeit des Jubilars in der Industrie, kam die Familie zu Wohlstand. Ein neues Haus wurde gebaut und das alte Bauernhaus für eine Tochter stilvoll restauriert. Das Ehepaar reiste viel, besuchte auch die Länder, die Pohlmann als Soldat unfreiwillig erlebte, Russland, Afrika und Amerika. Auch kaum ein Land in Europa ließen die Pohlmanns links liegen. Die ausgeprägte Friedensliebe und konsequente Ablehnung von Gewalt wurden durch diese Reisen noch gestärkt. Gern erinnert sich der Jubilar an die Treffen mit alten Kameraden aus Österreich. Fest verbunden fühlt er sich mit den Bauernschützen. Sein Hof ist ja nicht nur seine persönliche Heimat, sondern seit 1937 auch die des Schützenvereins der Landgemeinde, zu dem er seit 65 Jahren gehört. Auch das Schützenfest 2006 machte der heute 85-jährige Bauernschütze, lebensfroh, ausdauernd und gut gelaunt mit. Jedermann kennt ihn: Kräftige Gestalt und schlohweißes Haar; ein kerniger, alter Westfale, wie aus dem Bilderbuch.
Quelle: Die Neue Westfälische vom 28.08.2006